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Datum:
Samstag, 09.03.2024 bis Samstag, 13.04.2024
Rubrik:
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Bea Meyer »Streuungen«

Das griechische Verb diasperein (zerstreuen) bezeichnete, laut dem Ethnologen Matthias Kings, ursprünglich einen abrupten aber natürlichen Prozess, nämlich „das fruchtbare Wegbrechen der Samen eines Pflanzenkörpers, das den Organismus zugleich zerstreut und reproduziert.“ Die schwarzen Partikel, die Bea Meyers Stickereien, Fotografien und Drucke besiedeln, sind ebenfalls Ergebnisse eines abrupten Wegbrechens. Es sind Schnittflusen, entstanden beim Zerschneiden schwarzen Stoffes. Unbemerkt fielen sie auf die weiße Tischplatte und schließlich in das Blickfeld der Künstlerin. Sie lagen da wie Samen, wie Stoffpfeffer, der mit textiler Mühle ins Nichts gewürzt wurde, lagen da wie Schrot, Saat, Streu. Ohne Aufgabe, ohne Fähigkeit ruhten sie im Zustand zufälliger Verteilung und erregten Meyers Interesse für eine Ästhetik der abrupten Distribution. Mit kulturellen Mitteln und Techniken reproduzierte sie das zerstreute Material bzw. die materialisierte Streuung – um den Vorgang zu verstehen und damit einem dringenden Interesse am Spontanen und Zufälligen zu folgen, das die Künstlerin in den letzten Jahren zunehmend entwickelt hat.

Mit intuitiven, spielerischen Verfahrensweisen halten neue Themen und Ausdrucksformen Einzug in Bea Meyers Werk. Diese setzen sich jedoch in Bezug zu ihrem bisherigen Schaffen, anstatt sich davon zu lösen. Streuungen nennt Meyer ihre neueste Werkgruppe und verweist damit auf einen Begriff aus der Statistik, deren Darstellungs- und Erschließungsmethoden sie sich in einer Vielzahl älterer Arbeiten als künstlerischen Strategien und Verfahrensweise angeeignet hat – spekulative Annahmen, Gespräche führen, Daten sammeln und schließlich die Übersetzung der Ergebnisse in ein Zeichensystem. Was in diesem Zeichensystem gemeinhin unsichtbar wird, nennt man im statistischen Jargon Streuungen – Werte, die um das Ergebnis der statistischen Berechnung streuen, den abgebildeten Mittelwert. Auf welche Mitte, welche errechnete Norm, beziehen sich aber Meyers Streuungen? Wo ist die Stabilität und Akzeptanz versprechende Richtungsvorgabe, zu der sie sich verhalten? Die Antwort ist schlicht und einfach, dass es sie nicht gibt. Die Mitte ist eine Erinnerung an eine fiktive Ganzheit, eine Halluzination. Bea Meyer hat sie fruchtbar Wegbrechen lassen und diesen Moment immer wieder reproduziert. Wo sonst langwierige Überlegungen und konzeptionelle Verfahrensweise der konkreten Arbeit am Material vorausgehen, hat Meyer der Plötzlichkeit eines scheinbar bedeutungslosen Ereignisses erlaubt, eine umfassende künstlerische Produktion in Gang zu setzen. Ohne auf handwerkliches Können, Präzession und konzeptionelle Strenge zu verzichten, räumt Meyer mit Streuungen der Ästhetik des Abrupten eindrucksvoll eine neue Bedeutung in ihrer Arbeit ein. 

Carsten Tabel, 2024

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