Veranstaltungsdetails
Jan Kulka: Archeoscope
Film is the articulation of light
Aus Prag kommt Jan Kulka zum GEGENkino und bringt sein Archescope mit. Das Archeoscope ist eine analoge, handbetriebene Live-Projektionsmaschine, die von ihm konstruiert und gebaut wurde, um zu untersuchen und neu zu definieren, was es auch bedeuten kann, Filme zu erleben. Die Maschine kann alle gängigen Filmformate – 8, 16, 35, 70 mm – projizieren sowie darüber hinaus Sonderformate und allerlei Materialien wie durchsichtige Bänder, Bandagen, Schnürsenkel, Stoffe, Verpackungsbänder, Luftpolsterfolie oder Absperrbänder.
Das Archeoscope verfügt über vier nebeneinander angebrachte, voneinander unabhängige Lichtquellen. Der Film läuft also nicht wie klassischerweise von oben nach unten durch den Projektor, sondern quer. Die vier Lichtquellen ermöglichen es, vier verschiedene Bereiche eines Bild- bzw. Folienstreifens gleichzeitig zu projizieren. Dadurch gibt es unzählige Kombinationen, Rhythmen und Polyrhythmen, in denen die vier Lampen miteinander geschaltet werden können. Die Bildfrequenz ist damit nicht mehr wie normalerweise auf ein regelmäßiges, monotones Muster festgelegt, sondern kann „musikalisch“ – in kürzere, zyklische Strukturen oder größere, lineare Intervalle – komponiert werden. Am Ende gleicht keine Projektion der anderen, so dass das, was zu sehen ist, ein im wahrsten Sinne einmaliges Erlebnis darstellt. Das Archeoscope kann die Art und Weise, wie wir über Kino nachdenken grundlegend verändern.
Jan Kulka zeigt und performt bei uns zwei seiner Arbeiten: PREFILM und PATTERNS. PREFILM arbeitet mit Licht. Heruntergebrochen auf eine elementare Ebene ist Film eine zeitliche Abfolge von hellen und dunklen Intervallen. Bei einer schnellen Taktung entsteht Flickern, ein visuelles Phänomen mit transzendentem Potenzial. Bei PREFILM wird kein Filmmaterial projiziert, sondern mit Materialien, Schablonen, Filtern – und nuanciert mit Licht gearbeitet. Damit werden spezielle Punkte der Wahrnehmungsfähigkeit gekitzelt – heraus kommt eine stimulierende Massage der Augen. PATTERNS dagegen ist ein experimenteller, handgefertigter Film, der durch ein Druckverfahren auf eine 60 mm-Filmunterlage entstanden ist. Er untersucht das filmische Potenzial von Mustern – was regelmäßige, sich wiederholende Strukturen auf Film bewirken können, wenn sie auf verschiedene Weise projiziert werden. Damit bietet er eine einzigartige Gelegenheit, die Essenz von Mustern direkt in Live-Action zu erleben. PATTERNS ist ein audiovisuelles Ringen zwischen Chaos und Ordnung, ein zum Leben erweckter Logos, eingebettet in ein intensives Lichtspektakel. Der Film ist ein immersives Spiel mit den Sinnen, bei dem das Auge fortwährend damit beschäftigt ist, alles zu erfassen, während das Gehirn parallel versucht, einen Sinn in dem allem zu finden. Aus den visuelle Kreationen, Variationen und Modulationen der Muster auf der Leinwand und anschließend im Kopf des Publikums entsteht etwas Neues, das nirgendwo sonst zu sehen ist. Die Live-Projektion dieses Films ist technisch nicht reproduzierbar, sondern nur mit bloßem Auge erlebbar.
Im Anschluss an die Performance wird Jan Kulka in einer kurzen Lecture über seine Arbeit sprechen und den Zuschauer:innen die speziellen Eigenschaften des Archeoscopes zugänglich machen.
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