Veranstaltungsdetails

Ausstellungsort:
Datum:
Donnerstag, 15.06.2023 bis Sonntag, 15.10.2023
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Hito Steyerl. The City Of Broken Windows

Die Künstlerin Hito Steyerl (*1966, München, Deutschland) thematisiert in ihren Arbeiten häufig politische wie soziale Konflikte in einer globalisierten Welt und verschränkt diese mit lokalen Situationen, was ihren Werken eine besondere Mehrdimensionalität verleiht.

Das gilt auch für The City of Broken Windows (Stadt der zerbrochenen Fenster), eine Installation, die Steyerl ursprünglich für ihre Ausstellung in Turin (Castello di Rivoli, 2019) konzipierte. Auf gegenübergestellten Monitoren laufen kurze Videos mit dokumentarischem Charakter, die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf Fensterscheiben vorführen.

Auf der einen Seite geht es um den visuellen und psychologischen Eindruck, den fehlende bzw. zerstörte Fenster hervorrufen. Nach der sogenannten „Broken Glas Theory“ verfallen Häuser oder Straßenzüge umso rascher, je mehr Anzeichen von Verwahrlosung und Zerstörung sie aufweisen. Es wird ein Künstler in Camden, New Jersey (USA), vorgestellt, der gemeinsam mit lokalen Aktivistinnen und Aktivisten daran arbeitet, zerbrochene Scheiben in Gebäuden durch den Einsatz hölzerner „Ersatz-Fenster“ zu schließen, um die Spiralbewegung der „Broken Glas Theory“ zu durchbrechen.

Auf einem gegenübergestellten Monitor werden Fenster in einer laborartig sterilen Halle absichtlich eingeschlagen, um das eigentümliche Splittergeräusch des Fensterglases hervorzurufen. Damit wird eine Künstliche Intelligenz trainiert, die das Splittern von Glas am zugehörigen Geräusch erkennen und entsprechend melden kann. Es wird hier also durch eine technische Vorrichtung versucht, auf die „Broken Glas Theory“ zu reagieren.

Wir leben in unseren Städten vom Außenraum getrennt, vertikal übereinander, in Sicherheit, in Distanz – eben hinter Glas – und können uns damit der Illusion einer intakten, modernen und zivilisierten Welt hingeben. Wo diese Unversehrtheit, wo der westliche Blick und wo unsere vermeintlichen Standards brüchig werden, wo ihnen Verfall droht, werden sterile Regelmäßigkeit und Technik auf den Plan gerufen. Die KI lernt, bei Glasbruch Alarm zu schlagen – die Behörden werden eingeschaltet.

Auf einer weiteren, textlichen Sinnebene spricht Hito Steyerl das Geräusch zerberstenden Glases als Gewaltakt an, wie er auch vorkommt, um Energie zu gewinnen. Um an die Ressourcen der Erde zu gelangen, kommt es zu Zerstörung, wird Glas zerbrochen. Schließlich wird mit The City of Broken Windows auf den Ort, das gläsern umbaute Geviert des Museums, Bezug genommen, an dem sich gleichsam von einer Sedimentierung zerbrochener Fenster sprechen lässt: die Gegend um den Brühl zählte zu den am dichtesten bebauten Gebieten Leipzigs. 1943 wurden diese Häuserzeilen bei einem Luftangriff zerstört, es folgten Abriss und Nachkriegsbebauung und schließlich, ab 1968, die Neugestaltung als Sachsenplatz, die ihrerseits dem heutigen Stadtbild und damit dem Neubau des MdbK mit seinen Glasfassaden weichen musste, sodass die Geschichte des Ortes von Glas und Glasbruch geprägt ist.

Austellungsansicht Castello di Rivoli/Turin, 2018-19, Foto: antonio Maniscalco, © Künstlerin/VG Bild-Kunst Bonn, 2023, Courtesy Künstlerin, Andrew Kreps Gallery, New York und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul
Austellungsansicht Castello di Rivoli/Turin, 2018-19, Foto: antonio Maniscalco, © Künstlerin/VG Bild-Kunst Bonn, 2023, Courtesy Künstlerin, Andrew Kreps Gallery, New York und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul

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Ausstellungsort

Museum der bildenden Künste Leipzig, © PUNCTUM, Alexander Schmidt
Museum der bildenden Künste Leipzig, © PUNCTUM, Alexander Schmidt
  • Museum der bildenden Künste
  • Katharinenstraße 10
  • 04109 Leipzig
  • Telefon: +49 (0)341 216990
  • Internet: www.mdbk.de
  • E-Mail: mdbk@leipzig.de
  • Di/Do-So 10-18 Uhr; Mi 12-20 Uhr, Feiertage 10-18 Uhr, Eintritt in die Dauerausstellung frei, 1. Mittwoch im Monat 3 Euro Eintritt

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Um 1858 haben Leipziger Kaufleute, Verleger, Händler und Bankiers das Museum der bildenden Künste Leipzig gegründet. Seitdem sind zahlreiche Sammler ihrem Beispiel gefolgt und haben das Museum mit Schenkungen und Stiftungen bedacht. Ihre private Leidenschaft und ihr persönlicher Blick sind beim Rundgang durch die Sammlung stets gegenwärtig.

Bereits von außen sichtbar sind die Höfe und Terrassen, die das Museum zur Stadt hin öffnen und das Prinzip der Leipziger Passagen aufgreifen. Einmalig ist die Weite im Inneren, besonders in Verbindung mit den vielfältigen Sichtachsen und den Aussichten auf die Stadtlandschaft. Die Materialien Glas, Sichtbeton, Muschelkalk und Eichenholz dominieren den Innenraum und verleihen ihm atmosphärische Vielfalt.

Die Präsentation zeitgenössischer Werke und raumbezogener Installationen auf den Terrassen, in den Höfen und Treppenhäusern macht die Begegnung von Kunst und Architektur in besonderer Weise erlebbar.

Am 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei. Eintritt frei bis zum vollendeten 19. Lebensjahr.

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