Veranstaltungsdetails

Ausstellungsort:
Datum:
Donnerstag, 01.06.2023 bis Sonntag, 08.10.2023
Rubrik:
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Kerstin Flake. Wellen unhörbarer Melodien

Preisträgerausstellung Leipziger Jahresausstellung e.V.

Das Museum der bildenden Künste Leipzig präsentiert Arbeiten der Leipziger Fotografin Kerstin Flake (* 1967). Die Künstlerin erhielt im vergangenen Jahr den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Leipziger Jahresausstellung.

Kerstin Flake untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit die Existenz vertrauter, aber im Verschwinden begriffener Dinge. Dafür sucht sie Orte, Objekte und Räume, in denen Spuren von Leben und Arbeit zu finden sind. Entgegen der klassischen Vorstellung eines fest verorteten Künstlerateliers arbeitet Flake in temporären, sich je nach Werkgruppe wandelnden „Studios“ – Orte, die sich in einem Transformationsprozess befinden. Bislang bevorzugte sie Innenräume: verlassene, vor dem Abbruch stehende Gründerzeithäuser [Fake Spaces], Plattenbauten [Shaking Surfaces], leere Fabriken [Running out] oder ganz aktuell das Bauhaus Meisterhaus Muche in Dessau [Unsteady Stages]. Seit einiger Zeit erweitert die Künstlerin ihren Blick und arbeitet auch im städtischen Außenraum [Good Year / Bad Year] sowie in Landschaftsräumen, zum Beispiel in der Dünenlandschaft auf dem Darß an der Ostsee [Tumble by].

Mit der Kamera übersetzt Kerstin Flake ihre fragilen Installationen in ein zweidimensionales, beständiges Bild. In ihren Arbeiten gewinnen die Gegenstände ein ungeahntes Eigenleben. Zum einen werden sie zu Protagonisten; sie handeln und werden erstmals porträtiert. Zum anderen werden sie von ihrer ursprünglichen Bedeutung befreit und mit neuen Eigenschaften versehen, die an einen ungereimten, widersinnigen Spuk denken lassen, denn die physikalischen Gesetze spielen keine Rolle mehr. Die Dinge vibrieren und schweben. Sie setzen den vertrauten (Bild-)Raum in Bewegung und irritieren die Betrachtenden. Überraschend übernehmen sie selbst die Choreografie. Die Arbeiten Fake Spaces (2006–2009) entstanden in leerstehenden Gründerzeithäusern. Zu sehen sind ironisch gewendete Gegenstände, wie beispielsweise Tapeten mit Kachelmustern, ein Kohleofen, der zusätzlich mit Schogetten verkleidet ist, eine Figur, die kopfüber eine Leiter erklimmt oder ein Wellensittich aus Plastik. Die vertraute Ordnung ist auf den Kopf gestellt. Es sind (Bild-)Störungen und (Raum-)Eingriffe, die Kerstin Flake in den verlassenen Wohnungen vor deren Abriss oder Umbau inszeniert. Für einen vorübergehenden Zeitraum nimmt Flake Besitz von den Räumlichkeiten, die sie als Bühne und Kulisse ihrer Bilder nutzt. Konzentriert erforscht sie das Terrain, studiert den Lichteinfall und entwickelt Bildräume. Es ist ein langsamer Prozess, bis sich die Idee eines Raumes im Raum herausbildet. Durch ihr Arrangement der Dinge entlockt sie den Räumen neue, teils absurde Geschichten.

In Shaking Surfaces (2018–2021) hat die Künstlerin Relikte aus einer analogen Wirklichkeit – einen Super-8-Projektor oder einen DIA Rollfilm – im Bild versammelt und festgehalten. Die Gegenstände zeigen eindrucksvoll ihr Potenzial, scheinbar selbsttätig geraten sie in Bewegung, ein schwungvoller wie fragiler Auftritt wird dokumentiert. Die Bewegung im Bild beendet den Stillstand und lädt ein, über die Verschiebung von Perspektive und Bedeutung nachzudenken. Die rätselhaft anmutenden Szenen sind ein Angebot, den Wellen unhörbarer Melodien nachzuspüren.

In der Ausstellung im MdbK bezieht die Künstlerin den Ausstellungsraum in ihre Arbeit mit ein. Sie kombiniert Fotografien und Objekte so, dass diese untereinander kommunizieren. Eigens gebaute „Videostühle“ und ein rollenloser Koffer erweitern die Bilder, Motive der Serie Replaces (2012) schweben rahmenlos im Raum. Werke aus unterschiedlichen Serien und Jahren begegnen sich und vereinen sich in der neuen Nachbarschaft zu einem temporären, neuen Werkkomplex.

Kerstin Flake, Shaking Surfaces 04, 2018, © Künstlerin
Kerstin Flake, Shaking Surfaces 04, 2018, © Künstlerin

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Ausstellungsort

Museum der bildenden Künste Leipzig, © PUNCTUM, Alexander Schmidt
Museum der bildenden Künste Leipzig, © PUNCTUM, Alexander Schmidt
  • Museum der bildenden Künste
  • Katharinenstraße 10
  • 04109 Leipzig
  • Telefon: +49 (0)341 216990
  • Internet: www.mdbk.de
  • E-Mail: mdbk@leipzig.de
  • Di/Do-So 10-18 Uhr; Mi 12-20 Uhr, Feiertage 10-18 Uhr, Eintritt in die Dauerausstellung frei, 1. Mittwoch im Monat 3 Euro Eintritt

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Um 1858 haben Leipziger Kaufleute, Verleger, Händler und Bankiers das Museum der bildenden Künste Leipzig gegründet. Seitdem sind zahlreiche Sammler ihrem Beispiel gefolgt und haben das Museum mit Schenkungen und Stiftungen bedacht. Ihre private Leidenschaft und ihr persönlicher Blick sind beim Rundgang durch die Sammlung stets gegenwärtig.

Bereits von außen sichtbar sind die Höfe und Terrassen, die das Museum zur Stadt hin öffnen und das Prinzip der Leipziger Passagen aufgreifen. Einmalig ist die Weite im Inneren, besonders in Verbindung mit den vielfältigen Sichtachsen und den Aussichten auf die Stadtlandschaft. Die Materialien Glas, Sichtbeton, Muschelkalk und Eichenholz dominieren den Innenraum und verleihen ihm atmosphärische Vielfalt.

Die Präsentation zeitgenössischer Werke und raumbezogener Installationen auf den Terrassen, in den Höfen und Treppenhäusern macht die Begegnung von Kunst und Architektur in besonderer Weise erlebbar.

Am 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei. Eintritt frei bis zum vollendeten 19. Lebensjahr.

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