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Datum:
Samstag, 15.02.2020 bis Sonntag, 15.03.2020
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Frank Ruddigkeit. Zeichen & Wörter

Der Leipziger Maler, Grafiker und Bildhauer Frank Ruddigkeit (*1939) hat dem MdbK aus Anlass seines 80sten Geburtstages im Sommer vergangenen Jahres ein Konvolut seiner künstlerischen Tagebücher – insgesamt 56 Bände aus den 1990er bis in die frühen 2000er Jahre – geschenkt. In der Kabinettausstellung werden neben dieser Schenkung zahlreiche grafische Arbeiten des Künstlers präsentiert.

Zeichnen ist für Frank Ruddigkeit keine reine Tätigkeit, sie ist ihm die notwendige Existenzform überhaupt: Impuls, Analyse und Urteil zugleich. Fortwährend setzt er sich mit seiner Umwelt auseinander und reflektiert sie in seinen Arbeiten. Inwendig voller Figuren, wie Albrecht Dürer sagen würde, überkommt ihn der künstlerische Akt meist spontan und animiert ihn dazu, seine Assoziationen in Kohle und Kreide, in Linien, Bögen und Schraffuren darzulegen.

In den Bildrudimenten und skizzenhaften Kompositionen verschachtelt er Räume und klassische Motive, um durch die labyrinthische Struktur und den Gegensatz von statischer Gedrängtheit und dynamischer Großzügigkeit zur Auseinandersetzung mit seinen Bilderfluten zu provozieren. Stilistisch ist er zwar schwer einzuordnen, doch kann man seine künstlerischen Adaptionen vor allem bei den italienischen Meistern der Frühen Neuzeit entdecken.

Es entstehen Entwürfe für plastische und malerische Werke, psychologisierende Porträts und einfühlsame Selbststudien ebenso wie Gedankenblätter zu humanistischen und zu existenziellen Themen wie Krieg und Frieden, Leben und Tod; daneben auch viele Blätter, die durch Dichtung und Lyrik inspiriert sind. Kunst sieht er als Reaktion auf die „Bedrückung im Menschen“ und auf dieses Medium zu verzichten würde seiner Meinung nach bedeuten, eine „ganz wesentliche Chance ihrer Möglichkeiten“ zu vertun.

Ruddigkeits Absicht ist es, das hinter der äußeren Erscheinung Liegende darzustellen, indem er seine eigene Reflexion zur Darstellung bringt und sich selbst zum Medium der einfallenden Welt erklärt. In einem Interview erklärte er einstmals: „Jede Art von Welt- und Selbstbegreifen findet seine rigoroseste Deutung im Aufgezeichneten.“ Eine besondere Affinität besitzt er dabei zur Literatur. Er sieht das Schreiben nicht in Konkurrenz zum künstlerischen Schaffen, sondern als Möglichkeit der Ergänzung.

Am konsequentesten und eindrücklichsten verwirklicht Ruddigkeit dieses Prinzip in seinen Tagebüchern, in denen er Notate und Zeichnungen eng miteinander verwebt und den gesamten Kosmos seiner Welthaltung ausbreitet. Reflexionen zu aktuellen Geschehnissen und Zeitungsmeldungen, kurze Aperçus, persönliche Beobachtungen über den eigenen Alltag und andere Menschen treffen auf skizzenhafte Zeichnungen und Entwürfe. Die darin integrierten Schriftzeilen sind nicht nur intellektuelle oder kalligrafische Anhängsel, sondern zugleich Titel, Erläuterungen und Ergänzungen.

In den Tagebüchern emaniert sich eine Ich-Konstruktion, die Ruddigkeits historisch bedingte Mentalität spiegelt. Seine Vergangenheit im auf Kollektivität ausgerichteten Gesellschaftssystem der DDR hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Selbst und dem Umfeld ebenso intensiv wie subjektiv war. In der Verschmelzung kraftvoller grafischer Sinnlichkeit und schonungslos ehrlicher literarischer Sachlichkeit liegt der große Wert seines künstlerischen Schaffens.

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Ausstellungsort

Museum der bildenden Künste Leipzig, © PUNCTUM, Alexander Schmidt
Museum der bildenden Künste Leipzig, © PUNCTUM, Alexander Schmidt
  • Museum der bildenden Künste
  • Katharinenstraße 10
  • 04109 Leipzig
  • Telefon: +49 (0)341 216990
  • Internet: www.mdbk.de
  • E-Mail: mdbk@leipzig.de
  • Di/Do-So 10-18 Uhr; Mi 12-20 Uhr, Feiertage 10-18 Uhr, Eintritt in die Dauerausstellung frei, 1. Mittwoch im Monat 3 Euro Eintritt

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Um 1858 haben Leipziger Kaufleute, Verleger, Händler und Bankiers das Museum der bildenden Künste Leipzig gegründet. Seitdem sind zahlreiche Sammler ihrem Beispiel gefolgt und haben das Museum mit Schenkungen und Stiftungen bedacht. Ihre private Leidenschaft und ihr persönlicher Blick sind beim Rundgang durch die Sammlung stets gegenwärtig.

Bereits von außen sichtbar sind die Höfe und Terrassen, die das Museum zur Stadt hin öffnen und das Prinzip der Leipziger Passagen aufgreifen. Einmalig ist die Weite im Inneren, besonders in Verbindung mit den vielfältigen Sichtachsen und den Aussichten auf die Stadtlandschaft. Die Materialien Glas, Sichtbeton, Muschelkalk und Eichenholz dominieren den Innenraum und verleihen ihm atmosphärische Vielfalt.

Die Präsentation zeitgenössischer Werke und raumbezogener Installationen auf den Terrassen, in den Höfen und Treppenhäusern macht die Begegnung von Kunst und Architektur in besonderer Weise erlebbar.

Am 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei. Eintritt frei bis zum vollendeten 19. Lebensjahr.

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