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Veranstaltungsdetails

Datum:
Sonntag, 26.11.2023
Uhrzeit:
20:00 Uhr
Rubrik:
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Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem d-Moll, KV 626

Leipziger Universitätschor und Pauliner Barockensemble auf historischen Instrumenten

Der Leipziger Universitätschor lädt am Sonntag, dem 26. November um 20 Uhr, zu einem besonderen musikalischen Erlebnis ein. Im Zentrum des diesjährigen Konzerts zum Ewigkeitssonntag steht das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart, dem Dmitri Schostakowitschs Kammersinfonie op. 110a und drei Sätze von Johann Walters „Mitten wir im Leben sind“ zur Seite gestellt werden. Während im ersten Moment die musikalische Zusammenstellung überraschen mag, stellen sich bei näherer Betrachtung tiefgreifende Parallelen heraus. Insbesondere die musikalische Auseinandersetzung mit dem Tod zeichnet sich als eine Gemeinsamkeit ab, wobei die Perspektiven aus drei verschiedenen Epochen der Musikgeschichte eine außergewöhnliche Collage ergeben. 

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) begann die Kompositionsarbeiten an seiner Totenmesse einige Wochen vor seinem Tod, was dazu führte, dass sein Schüler Franz Süßmeyr das Requiem im Jahr 1792 ergänzte und beendete. Die Instrumentierung dieser Fassung überarbeitete in den 1970er Jahren der Musikwissenschaftler Franz Beyer, um Fehler auszubessern und das Klangbild mehr dem Ideal Mozarts anzugleichen. Ursprünglich als Auftragswerk geplant, hat der Kompositionsprozess des Requiems Mozart in seinen letzten Tagen intensiv begleitet – am Tag vor seinem Tod soll er noch eine Quartettprobe mit SolistInnen geleitet haben. Allerdings ist Mozarts Tod, und damit verbunden auch seine Totenmesse, zum Mittelpunkt zahlreicher Mythen und Legenden geworden. Was uns neben den Spekulationen bleibt, ist die Musik. 

Dem gegenüber steht die Kammersinfonie op. 110a von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), die in ihrer inhaltlichen Tiefe durch ihren Entstehungskontext greifbar wird. Schostakowitsch schrieb seine Sinfonie im Jahr 1960 in der Nähe von Dresden, während er dort für Dreharbeiten an dem sowjetischen Film „Fünf Tage – fünf Nächte“ zu Besuch war. Im Zuge dessen wurden Interviews mit Augenzeugen geführt, die Schostakowitsch so bewegten, dass er in kürzester Zeit die Kammersinfonie komponierte und sie dem „eigenen Andenken“ widmete. Schostakowitsch, obwohl im Privaten überzeugter Pazifist, war stets bemüht, sich in der Öffentlichkeit nicht politisch zu positionieren und damit seinen künstlerischen Handlungsspielraum zu erhalten. Somit nimmt diese Kammersinfonie mit ihrer klaren Positionierung zur Trauer und Verzweiflung über die europäische Kriegsgeschichte eine besondere Bedeutung an. 

Die älteste Musik des Konzerts gehört zum Schaffen Johann Walters (1496-1570) und umfasst gleich drei Stücke. Nicht nur die Sätze, sondern auch der cantus firmus “Mitten wir im Leben sind” wurden von Walter komponiert. Die drei verschiedenen Sätze aus den Jahren 1524, 1537 und 1544 lassen sich auf das “Geystliche gesangk Buchleyn,” zurückführen – das gemeinsam mit dem „Achtliederbuch“ und „Erfurter Enchiridion“ die erste Sammlung deutschsprachiger protestantischer Kirchenmusik darstellt. Das Achtliederbuch und das Enchiridion wurden, um dem wachsenden Bedürfnis nach protestantischer Kirchenmusik schnell gerecht zu werden, aus Flugblättern und Liedzetteln zusammengestellt. In Zusammenarbeit mit Martin Luther entstanden so zwei Liederbücher, die noch heute allseits bekannte protestantische Melodien abdruckten. Darauf folgt das “Geystliche gesangk Buchleyn” von Johann Walter, welches erstmalig die Melodien mehrstimmig aussetzt und ganze 38 Lieder, 24 davon Bearbeitungen von Texten und Melodien Martin Luthers, enthält. 1523 komponiert und 1524 gedruckt feiert das evangelische Liederbuch somit sein 500-jähriges Bestehen. „Mitten wir im Leben sind“ hat Walter sein Leben lang begleitet, denn er komponierte es nach der Erstausgabe noch zweimal komplett neu. Alle drei Sätze werden im Konzert zum Ewigkeitssonntag zu hören sein. Walters Auseinandersetzung mit dem Tod bringt damit eine weitere Perspektive ein, denn er beschreibt das Leben als den Weg zu Gott und setzt sich mit dem Tod als Erlösung von allem Leid auseinander. 

Die Werke dieser drei Komponisten werden im Konzert zum Ewigkeitssonntag des Leipziger Universitätschores in einem gesamtmusikalischen Erlebnis zusammengebracht. Die Bewusstwerdung der eigenen Vergänglichkeit kann eine tiefgreifende Wertschätzung des Lebens hervorbringen und die musikalischen Bearbeitungen dieser Thematik regen zum Hoffen, Trauern, Freuen und Trösten an. Wir laden Sie herzlich ein!

Dmitri Schostakowitsch, Kammersinfonie op. 110a
Johann Walter, »Mitten wir im Leben sind» (4- und 5-stimmige Sätze aus den Jahren 1524, 1537, 1544)

Ausführende
Johanna Ihrig, Sopran
Nora Steuerwald, Alt
Christoph Pfaller, Tenor
Frieder Flesch, Bass
Leipziger Universitätschor
Pauliner Kammerorchester
Leitung: UMD David Timm

Leipziger Universitätschor

Eintritt: VVK 18/8 Euro; Abendkasse 20/10 Euro/Restkarten für Student:innen 5 Euro

Veranstaltung im Rahmen von: Leipziger Universitätsmusiktage

Leipziger Universitätschor, Foto: Gerd Mothes
Leipziger Universitätschor, Foto: Gerd Mothes

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Informationen zum Veranstaltungsort

Thomaskirche Leipzig, Foto: leipzig-im.de
Thomaskirche Leipzig, Foto: leipzig-im.de

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Die Thomaskirche ist eines der beiden zentralen Gotteshäuser in der Leipziger Innenstadt: Ort der Musik, Heimat des Thomanerchores und letzte Ruhestätte des großen Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Heute kommen Menschen aus aller Welt in die Thomaskirche, um einen Gottesdienst, eine Motette mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester oder Konzerte und Orgelmusik zu erleben.

Regelmäßig finden Freitags (18 Uhr) und Samstags (15 Uhr) Motetten statt.

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